Am Sonnabend den 30. Eismond a.U. 157 trafen sich die nach Bautzen gereisten Schlaraffen, anlässlich der Trauerfeier von Ritter Fugenbold. Doch vorher galt es die alte Schlaraffenburg in der Röhrscheidtbastei das erste Mal nach langer Zeit zu besichtigen.
Ein Beitrag aus der Sächsischen Zeitung von der Carmen Schuhmann berichtet.
Schlaraffen nehmen ihre Burg wieder in Besitz
Am Sonnabend traf sich die Schlaraffia Budissa erstmals in der Röhrscheidtbastei. Wie sie künftig genutzt werden kann, muss noch verhandelt werden.
Bautzen. Eine Wetterfahne in Gestalt eines Uhus weht auf der Spitze der Röhrscheidtbastei. Eingeweihte erkennen, dass diese einstmals der Sitz der Schlaraffen war. Die Schlaraffen sind eine im Jahr 1859 in Prag gegründete „Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor“. Und das soll sie nun auch wieder werden. Denn nach der Sanierung des markanten Bautzener Turmes durch das Sorbische National-Ensembles (SNE), steht dieser ab sofort wieder für Veranstaltungen aller Art zur Verfügung. Bis 2014 war hier der Kostümfundus des SNE untergebracht.
Die derzeit 15 Mitglieder der „Schlaraffia Budissa“ trafen sich am Sonnabend zum ersten Mal nach langer Pause wieder in ihren Räumlichkeiten, um sie selbst in Augenschein zu nehmen und sie auch ihren Gästen zu zeigen. Dazu gehörten neben Bürgern auch Vertreter von Schlaraffen-Gruppen aus Plauen, Gera, Potsdam, Berlin, Bamberg und Baden-Baden [sowie Dresden und Meißen], erkennbar an ihren unterschiedlichen Gewändern.
Schlaraffenland des Geistes
Der Bautzener „Oberschlaraffe“, Graf Gog von Para, mit bürgerlichem Namen Heinz Tritschler, blickte in seiner Rede auf die Geschichte der Bautzener Schlaraffen zurück. Im Januar 1903 hatten sich in der Röhrscheidtbastei zum ersten Mal Bautzener Männer getroffen, um ein „Schlaraffenland des Geistes“ zu zelebrieren. Die letzte offizielle Zusammenkunft der Künstlervereinigung fand 1937 statt. In der Nazizeit und auch während der DDR-Periode schien das Treiben der Schlaraffen den Oberen suspekt. Die Zusammenkünfte fanden daher nur im Verborgenen, das heißt, in Privatwohnungen statt.
Im Herbst 2004 wurde das „Reych Budissa“, wie sich der Bautzener Ableger nennt, wieder in die Vereinigung „Allschlaraffia“ aufgenommen. Bei der Feierlichkeit im Saal des Hotels „Spreetal“ in Grubschütz hielt auch der damalige Bautzener Oberbürgermeister Christian Schramm eine launige Rede. Aber eine feste „Burg“, wie die Schlaraffen ihren Stammsitz nennen, hatten sie deshalb noch lange nicht. Sie trafen und treffen sich nach wie vor im Vereinsraum der „Bautzener Senfstube“ an der Schloßstraße. Denn noch ist nicht endgültig geklärt, unter welchen Bedingungen die Schlaraffen ihren Stammsitz wieder nutzen können.
Verhandlungen laufen
Wie der Oberschlaraffe Heinz Tritschler erklärte, hatte sein Vorgänger, der im Herbst 2015 gestorbene Gerhard Nöbel,bereits 2010 mit der damaligen SNE-Intendantin Milena Vettraino erste Verhandlungen darüber geführt, dabei aber nicht beachtet, dass der Eigentümer der Immobilie jedoch die Stiftung für das sorbische Volk ist. Grundsätzlich bestehe nach wie vor sowohl vonseiten der Sorbenstiftung als auch des SNE eine große Bereitschaft, den Schlaraffen den Raum für ihre regelmäßigen „Sippungen“, wie sie ihre Zusammenkünfte nennen, zur Verfügung zu stellen.
Nachdem aber bei den ersten Verhandlungen noch davon ausgegangen wurde, dass die Schlaraffen den Raum zweimal monatlich mietfrei nutzen können, kam nun seitens der Stiftung die Forderung auf, doch Miete zu verlangen. „Wir sind aber arm und können regelmäßige Mietzahlungen nicht leisten“, sagt Oberschlaraffe Heinz Tritschler. Die einmalige Investition in benötigte Utensilien wie Tische und Stühle sowie Besteck, welche dann durch das SNE mit genutzt werden könnte, sei dagegen durchaus leistbar.
Umhänge in den Stadtfarben
Man hoffe aber, durch Verhandlungen noch zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Diese Verhandlungen wird der Augenoptiker Rüdiger Lenz führen. Er ist Vorsitzender des Vereins Schlaraffia Budissa, welcher der rechtliche Vertreter der Schlaraffen ist. Wann man aber zu einem Ergebnis kommen wird, sei noch völlig ungewiss, so lange bei der Stiftung noch kein Nachfolger für den ausgeschiedenen Vorsitzenden Marko Suchy gefunden ist.
Rüdiger Lenz ist übrigens einer von insgesamt vier Optikern, die den Bautzener Schlaraffen angehören. Diese tragen Umhänge in den Stadtfarben blau-gelb und eine ebensolche Mütze, die einer Narrenkappe ähnelt, in der Schlaraffensprache aber „Ritterhelm“ genannt wird. Derjenige, dessen Ritterhelm mit besonders vielen Orden geschmückt ist, kann damit darauf verweisen, besonders viele geistreiche Bemerkungen gemacht zu haben. Außerdem haben alle Schlaraffen einen Fantasienamen, der auf ihren Beruf hinweist.